Diesen Sager kennt Ihr sicher alle: >> Berge kann man nicht versetzen <<. Ich sage Euch: Es geht doch. Wie Ihr vielleicht auf insta gesehen habt, tummelte ich mich letzte Woche, wie tausend andere Menschen auch in den Semesterferien, in den Bergen zum Skifahren. Laut Google Maps in der Steiermark.
Seit zwei Jahren zieht es meinen Mann und mich in den Gegend um Gröbming. Über die Schönheit der Gegend werde ich nicht allzu viele Worte verlieren, denn sonst könnten noch andere auf die Idee kommen, diesen derzeit noch eher spärlich von Touristen besuchten Ort zum Feriendomizil aus zu erkoren.
Die Sonne und der Schnee waren uns bereits am ersten Tag nach der Ankunft hold und so rollten wir los in Richtung Hauser Kaibling, dem nahe-gelegenem Sikgebiet. Das klassische Szenario eines Skiortes begrüßte uns: Überfüllte Parkplätze, aber gut-durchdachte Logistik. Von der Anzahl an Parkmöglichkeiten bis hin zum Wegleitsystem und dem Skiverleih muss ich den Betreibern gratulieren, der Flow stimmt und trotz dichtem Andrang hielt sich die Zeit bis die Ski ausgeborgt, die Ski Karte bezahlt und man einstiegbereit vor der Gondel stand, im akzeptablen Rahmen.
Allerdings kamen beim Warten auf die Gondel ernsthafte Zweifel in mir auf. Nein, die Gondel wirkte neuwertig, daher machte ich mir keine Sorgen zur technischen Funktionalität, das erste Gefühl mit den ausgeborgten redster Skiern war es auch nicht, vielmehr wunderte es mich, wie es einem Ort gelingen konnte, einen Berg wie den Hauser Kaibling einfach so zu versetzen. Bing und weg.
Blitzartig verschwand der Berg. Ich konnte es förmlich spüren, wie sich meine Synapsen neu konfigurierten, meine Verwirrung mit jeder Sekunde zunahm und mein Staunen in Verständnislosigkeit driftete. >> Unmöglich, wie geht das! << murmelte ich stumm in mich hinein. Mein Mann sah meine Verwirrung, ich seine Frage: >> Was ist los? <<
Ich deutete auf das Logo der Skigebietes. Hauser Kaibling stand da in einem gelb und weiß hinterlegtem Rechteck, umrahmt in Blau. Überall wo ich hinsah, erspähte ich das Logo und die Farben – von der Lackierung der Gondel bis hin zur Skikarte – alles war in Gelb und Blau gehalten. Da hat jemand verstanden, was Stringenz und Konsequenz in der Markenführung bedeuten. Aber ob da jemand auch verstanden hat, dass das benachbarte Bundesland Niederösterreich seit Jahren und unter Einsatz von großem Budget genau diese Farben besetzt, weiß ich nicht. Und, ob jemand verstanden hat, dass sich ein Marke, wie Michael Brandtner in seinem neuen Buch >> Markenpositionierung im 21. Jahrhundert<< schreibt, im Idealfall aus drei Elementen beschreiben lässt, das bezweifle ich leider sehr.
Denn im Idealfall sind, ich zitiere aus Brandtner´s Buch, die verbale Positionierung, die visuelle Positionierung und der Markenname perfekt aufeinander abgestimmt. Je direkter die visuelle Positionierung mit dem Angebot selbst in allen Bereichen in Verbindung gebracht werden kann, desto besser. Aber bitte, glaubwürdig.
Warum hat man die grüne Seele der Steiermark einfach links liegen gelassen? Welchen Grund gibt es für die visuelle Anbiederung an Niederösterreich? Wo waren all die Experten, die vor Freigabe des Logos hätten aufstehen und auf Tisch hauen sollen?
Bis heute lassen mich diese Fragen nicht los. Sollte jemand von Euch die Antworten kennen, so mailt mir bitte. Ich finde es unendlich schade, dass eine Region Ihre grünen Wurzeln abschneidet, brutal ausreißt statt sie als Ressource zu nutzen und neu zu inszenieren. Ein Skigebiet, wie der Hauser Kaibling, braucht ein klare Differenzierung, erst dann eine spitz formulierte Positionierung, die Herkunft und Zukunft verbindet, um glaubwürdig und einzigartig zu sein. Das Gebiet und die Region geben es her, ob im Winter oder im Sommer. In der Steiermark (nicht in Niederösterreich) warten wunderschöne Berge auf Euch.
meint Eure
Katharina, eine begeisterte Niederösterreicherin
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